
Lückenschluss zwischen Verordnung und Bestellung
Mittwoch, 17.01.2024
Das Otto-Fricke-Krankenhaus geht bei der automatisierten Medikamentenbestellung weiter voran. Bis zur Auslieferung läuft jetzt alles digital. 2024 soll auch die Verabreichung elektronisch dokumentiert werden. Das bedeutet einen Zugewinn an Sicherheit und mehr Zeit für die Patienten.
BAD SCHWALBACH / WIESBADEN. Die 88-jährige Martha E. braucht täglich vier Medikamente, in Summe zwölf Tabletten. Denn die Diabetikerin mit beginnender Demenz hat – wie viele ältere Menschen – mehr als eine gesundheitliche Baustelle. Wenn es Zeit wird für ihre Medizin, bringt ihr im Otto-Fricke-Krankenhaus (OFK) eine Pflegekraft der Geriatrie die anstehende Ration in einem kleinen Becher. Die Einzelportionen stecken, wenn sie von der Apotheke ans Krankenhaus geliefert werden, in verschweißten, transparenten Tütchen mit Marthas Namen, Inhaltsangaben, Barcode sowie Datum und Tageszeit der Einnahme. Aufgewickelt zu Rollen, so dass die Versorgung für die Dauer des Klinikaufenthalts und – sofern verordnet – auch die Zeit direkt nach der Entlassung gesichert ist.
Eingaben von Hand entfallen
Bis heute ist das zum Verbund des St. Josefs-Hospitals gehörende OFK eines der wenigen Kliniken in Deutschland, die einen digitalen Prozess der Medikamentenbereitstellung implementiert haben. Die Bestellung der Tabletten erfolgt seit September dieses Jahres voll elektronisch direkt über das Krankenhausinformationssystem Dedalus Orbis. Das ist ein Quantensprung, denn zuvor mussten die Bestellungen noch von Hand ins Medikamenten-Bestellsystem der Blisterabteilung der Aukamm-Apotheke übertragen werden, weil die Softwaresysteme von Krankenhaus und Apotheke einander nicht verstanden. „Dieses Schnittstellenthema wurde von den Herstellern erfolgreich bearbeitet“, freut sich Martin Hofmann. Er ist der Chef von AUMEAS, der Dachmarke der Wiesbadener Aukamm-, medicum- und Asklepios-Apotheken, die mittlerweile 35 Kliniken im Rhein-Main-Gebiet mit Medikamenten beliefert. Zu den Kunden zählen zudem Altenheime, Praxen und Pflegedienste.
Jetzt werden die Daten direkt ins Bestellsystem eingespeist, was Zeit spart und Übertragungsfehler verhindert. Nach einer pharmazeutischen Prüfung durch den Apotheker, übernimmt der Automat die Bereitstellung der Einzeldosen und verpackt sie in die Tütchen. „Wir brauchen jetzt für ein 140-Betten-Haus wie das OFK weniger als eine Stunde, um die täglichen Verordnungen abzuarbeiten, zuvor waren es zwei bis drei Stunden“, sagt Hofmann.
Nachweiskette schließen
2015, bei Einführung der automatischen Verblisterung, sagte der Ärztliche Direktor des OFK, Dr. Jascha Wiechelt, das System sei „nah an perfekt“. Statt zu zweit Pillen aus Medikamentenpackungen zu drücken und den Patienten zuzuordnen, sichten die Pflegekräfte die bereits individuell konfektionierten Tütchen und gewinnen, weil das schneller geht, Zeit für Kontakte am Bett. „Um die Digitalisierung abzuschließen, arbeiten wir jetzt mit Hochdruck daran, die Verteilung zu dokumentieren: Es geht dabei um den Nachweis, dass die richtigen Medikamente zur richtigen Zeit beim richtigen Patienten landen. Dazu soll künftig auch erfasst werden, welche Pflegekraft wann welches Medikament an welchen Patienten verabreicht. Dazu müssen die Daten aus dem Mitarbeiter*innen-Ausweis und die Daten vom Patientenarmband gescannt und zusammengeführt werden. „Diesen ‚closed loop‘ planen wir für das OFK mit unserer IT für 2024“, so Wiechelt.
Ausrollen des Verfahrens in Sicht
Wenn das erfolgt ist und rund läuft, kann sich JoHo-Geschäftsführer Thomas Reckmeyer ein schrittweises Ausrollen des Systems auf alle Krankenhausstandorte gut vorstellen. „Im Krankenhaus agieren Mensch und Technik bei unzähligen Prozessen Hand in Hand. Das dient der Qualitätsverbesserung und spart Ressourcen beim Personal und in diesem Fall beim Medikamentenverbrauch.“ Und es ist nachhaltig, denn es müssen keine großen Lagerflächen vorgehalten und keine halbleeren Tablettenpackungen entsorgt werden. Verbrauchte Tütchen werden zurückgenommen und wertstoff- und datenschutzgerecht entsorgt. „Dann müssen wir am Ende nur noch dafür sorgen, dass die verordnete Dosis auch wirklich genommen wird. Und da ist der Faktor Mensch einfach unersetzlich“, sagt der passionierte Geriater Wiechelt aus Erfahrung.
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Angelika Christ, M.A.
Leitung Unternehmenskommunikation (komm.)
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